Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz Ausgabe 3/2023 der Fachzeitschrift BzKJAKTUELL erschienen

Kinder und Jugendliche nutzen Social-Media-Plattformen, um sich zu vernetzen, sich zu zeigen, zu informieren und sich zu engagieren. Soziale Medien sind heute zudem ein wichtiger Aushandlungsort für geschlechtliche und sexuelle Identität. Ebenso können Kinder und Jugendliche dort mit Risiken für ihre Entwicklung konfrontiert werden. Dazu gehören beispielsweise überzeichnete Geschlechterrollen, ungewollte sexuelle Ansprachen, Cybergrooming, homo- und transfeindliche Inhalte oder Anfeindungen. Diesem für den Kinder- und Jugendmedienschutz relevanten Spannungsbogen widmen sich die Beiträge in dieser Ausgabe.

Gast-Editorial des Queer-Beauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann

Im Rahmen eines Gast-Editorials zeigt Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung, auf, dass soziale Medien zum Abbau von Vorurteilen und LSBTIQ*-Feindlichkeit sowie zur politischen und demokratischen Bildung beitragen können. Sven Lehmann sensibilisiert aber auch für das Risiko, dass Kinder und Jugendliche, die auf den Plattformen mit queerfeindlichem Hass und diskriminierenden Inhalten konfrontiert werden, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung negativ beeinträchtigt werden können.

(Geschlechts-)Identitätskonstruktion

Professorin Dr. Dagmar Hoffmann von der Universität Siegen führt im ersten Schwerpunktbeitrag „(Geschlechts-)Identitätskonstruktion in sozialen Medien“ über die Definition des Begriffes „Identität“ grundlegend in das Thema der Ausgabe ein. Die Identitätskonstruktion kreise um die Frage, wer man ist und wer man sein möchte. Im Beitrag erläutert sie weitere relevante Begrifflichkeiten und befasst sich mit sozialen Medien als Sozialisationsraum.

Geschlechterbilder in sozialen Medien

Im zweiten Schwerpunktbeitrag setzt sich Professorin Dr. Nicola Döring von der Technischen Universität Ilmenau mit dem Thema auseinander: „Wie vielfältig sind Geschlechterbilder in sozialen Medien?“ Döring stellt fest, dass „Social-Media-Plattformen inzwischen die Orte sind, an denen die am stärksten stereotyp überzeichneten Männer- und Frauenbilder zu finden sind. Gleichzeitig werden soziale Medien aber auch genutzt, um toxische und tradierte Geschlechterrollen in Frage zu stellen und vielfältige nicht-traditionelle Geschlechterbilder zu zeigen.“

Medienbezogene Elternarbeit und Beratungspraxis bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

Die Mediencoaches Kristin Langer und Dr. Iren Schulz geben im dritten Schwerpunktbeitrag einen praxisnahen Überblick über „Medienbezogene Elternarbeit und Beratungspraxis bei der Initiative ‚SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.‘“ Denn für Eltern kann die Art, wie sich Identitätsentwicklung heute auch online abspielt, neu und überfordernd sein. Damit geht beispielsweise auch die Frage einher, wie sichere Social-Media-Profile und souveräne Nutzungsmuster aussehen können.

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und / oder sexueller Orientierung

Der Beitrag in der Rubrik „Spruchpraxis“ befasst sich mit der „Diskriminierung von Menschengruppen als Indizierungstatbestand in der Spruchpraxis der Prüfstelle für jugendgefährdende Medien“. Die Gremien der Prüfstelle für jugendgefährdende Medien befassen sich regelmäßig mit Medien, die diskriminierende Botschaften beinhalten. Dazu zählen u. a. auch Medien, die Diskriminierung von Personen aufgrund ihres Geschlechts und / oder sexueller Orientierung zum Gegenstand haben.

Cybermobbing: Geschlechterbezogene Unterschiede in der Online-Beratung

In der Rubrik „Wissenswert“ stellt Lukas Pohland die „Online-Beratungsstelle des [von ihm gegründeten] Cybermobbing-Hilfe e. V.“ vor. Er weist darauf hin, dass bereits 59 % aller Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren in Deutschland im Jahr 2022 schon einmal im direkten Umfeld Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben, sowohl als Beobachtende wie auch als Täterinnen und Täter oder Opfer. Der Beitrag zeigt geschlechterbezogene Unterschiede bei der Online-Beratung auf. Lukas Pohland ist Mitglied im Beirat der BzKJ.

Die ZUKUNFTSWERKSTATT als zentraler Diskursraum

Der Beitrag in der Rubrik „ZUKUNFTSWERKSTATT“ erläutert Bezüge des Schwerpunktthemas zu aktuellen Formaten und Veranstaltungen der ZUKUNFTSWERKSTATT. Die ZUKUNFTSWERKSTATT stellt einen zentralen Diskursraum zur Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendmedienschutzes dar. Die BzKJ bringt dort Medienanbietende und interdisziplinäre Expertinnen und Experten aus der Forschung sowie kinderrechtlichen wie medienpädagogischen Praxis zum gemeinsamen, konstruktiven Austausch zusammen.

Zu den fachredaktionellen Online-Beiträgen der BzKJAKTUELL 3/2023.